Letzte Aktualisierung:
September 12, 2010

JULI

1900

 

Sonntag, 01. Juli Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004)

Die Chinesen stürmten die deutsch Barrikade auf der Mauer u. trieben sie zurück. 10 Engländer u. 4 Deutsche hielten zur Zeit die Barrikade. Die Chinesen kamen in solcher Übermacht u. großer Zahl, daß die Marine die Barrikade verlassen u. sich zurück ziehen mußten. Die Chinesen sind nun uns Amerikaner vom u. im Rücken auf der Mauer. Um 10 Uhr Morgens rückten sie nun auf beiden Seiten auf uns ein u. wir mußten uns von der Mauer zurück ziehen. Wir trieben nun die Chinesen mit Hilfe welcher Russen zurück u. besetzten unsre Barrikade wieder, es gelang uns nicht, sie wieder von der deutschen Barrikade zu treiben. Wir bauten jetzt eine Barrikade auf der Mauer gegen die deutsche Gesandschaft, um uns vor dem Kugelregen den die Chinesen unaufhöhrlich auf unsern Rücken entsanden ein wenig zu schützen. Hauptmann RAY u. zwei Mann wurden bei der Arbeit schwer verwundet. Gemeinder KENNEDEy206 wurde hinter unsrer Barrikade durch ein Schießloch getötet u. ein Mann verwundet.
Montag, 
02. Juli

Als die ersten deutschen Truppen am 2. Juli in Wilhelmshaven an Bord der Dampfer "Frankfurt" und Wittekind" in See gingen, 
da redete der allerhöchste Kriegsherr seine Mannschaften unter anderem folgendermaßen an: 

"Mitten in den tiefsten Frieden hinein, für mich leider nicht unerwartet, ist die Brandfackel des Krieges geschleudert worden. Ein Verbrechen, unerhört in seiner Frechheit, schaudereregend in seiner Grausamkeit, hat meinen bewährten Vertreter getroffen und dahingerafft. Die Gesandten anderer Mächte schweben in Lebensgefahr, mit ihnen die Kameraden, die zu ihrem Schutze entsandt waren. Vielleicht haben sie schon heute ihren letzten Kampf gekämpft. Die deutsche Fahne ist beleidigt und dem Deutschen Reiche Hohn gesprochen worden. daß verlangt exemplarische Bestrafung und Rache.
Ihr werdet einem Feinde gegenüberstehen, der nicht minder todesmutig ist, wie ihr. Von europäischen Offizieren ausgebildet, haben die Chinesen die europäischen Waffen gebrauchen gelernt. Gott sei Dank, haben eure Kameraden von der Marine-Infanterie und meiner Marine, wo sie mit ihnen zusammengekommen sind, den alten deutschen Waffenruf bekräftigt und bewährt und mit Ruhm und Sieg sich verteidigt und ihre Aufgaben gelöst. So sende ich euch nun hinaus, um daß Unrecht zu rächen, und ich werde nicht eher ruhen, als bis die deutschen Fahnen vereint mit denen der anderen Mächte siegreich über den chinesischen wehen und, auf den Mauern Pekings aufgepflanzt, den Chinesen den Frieden diktieren. Ihr habt gute Kameradschaft zu halten mit Russen, Engländer; Franzosen, wer es auch sei, sie fechten alle für die Sache, für die Zivilisation.
Wir denken auch noch an etwas Höheres, an unsere Religion und die Verteidigung und den Schutz unserer Brüder da draußen, welche zum Teil mit ihrem Leben für ihren Heilland eingetreten sind. Denkt auch an unsere Waffenehre, denkt an diejenigen, die vor euch gefochten haben, und zieht hinaus mit dem alten brandenburgischen Fahnenspruch:

Vertrau' auf Gott, dich tapfer wehr',
Daraus besteht dein' ganze Ehr'!
Denn wer's auf Gott herzhaftig wagt,
Wird nimmer aus der Welt gejagt.

Die Fahnen, die hier über euch wehen, gehen zum erstenmal ins Feuer. Daß ihr mir dieselben rein und fleckenlos und ohne Makel zurückbringt! Mein Dank und mein Interesse, meine Gebete und meine Fürsorge werden euch nicht verlassen, mit ihnen werde ich euch begleiten!"

(zitiert aus "Ein guter Kamerad" Freundesworte für unsere Freiwilligen nach China, S.1-2, herausgegeben von der Christlichen Traktat-Gesellschaft zu Kassel o. Jhr.)

Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004)

Tag u. Nacht eine fortwärende Schlacht. Wir sind immer auf Wache an Schlaf ist gar nicht mer zu denken. Die Chinesen auf Westen haben sich im Finstern der Nacht sich bis auf 10 m an uns herangeschlichen u. sich dort verschanzt. Sie schleichen sich uns immer näher. Wir können sie sprechen höhren u. sie uns.

Dienstag, 03. Juli Heute liefen die Truppentransporter Wittekind und Frankfurt von Wilhelmshaven in Richtung des chinesischen Kriegsschauplatzes aus. An Bord befanden sich neben den beiden Seebataillonen noch 38 zweispännige und 8 sechsspännige Fahrzeuge, sowie eine fahrende Feldbatterie (mit sechs 8,8cm Geschützen), eine Pionierkompanie mit Telegrafisten, eine Sanitätskompanie und Teile der Feldbäckerei Kolonne. Insgesamt 2.526 Mann.
57 Offiziere
22 Portepeeunteroffiziere
170 Unteroffiziere
2.146 Mannschaften
34 Spielleute
42 Hoboisten
9 Sanitätsoffiziere
20 Sanitäter
3  Oberzahlmeister der Marine
8 Verwaltungsunterpersonal
2 Pfarrer
1 Dolmetscher
12 Mann zugeteiltes seemännisches Personal

Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004) 

In letzter Nacht sind uns die Chinesen im Dunkeln bis an unsre Barrikade auf den Leib gerückt. Sie schoben einen Stein nach dem andern vor u. kamen so unter Deckung hinter unsre Barrikade, wo sie nun einen Art Thurm errichten u. auf uns herabsehen können. Die Barrikade ist etwa 1 '/, in hoch u. '/, in breit, wir sind auf einer Seite u. die Chinesen liegen auf der andern. Um '/, 3 Uhr Morgens springen wir 25 Amerikaner mit unsrem CAPT. MEYERS über die Mauer unter die Chinesen. Die Nacht war so finster, daß wir Feind von Kamerad fast nicht unterscheiden konnten. Es lagen etwa 600 Chinesen hinter der Mauer. Wir haten nun eine Hand zu Hand Gefecht mit Bayonet u. Gewehrkolben. Es war ein unbeschreiblicher Tumult u. Geschrei, die Chinesen schrien u. wir auch. Nach etwa 20 Minuten gelang es uns sie davon zu jagen, trotzdem sie uns vielfach überlegen waren. Zwei von uns wurden getötet u. verwundet. Unser Hauptmann wurde mit einem Spieß durch das Bein gestochen .2)' Die Chinesen lagen in Haufen tot auf dem Kampfplatz. Wir eroberten viele Gewehre, Schwerter u. Spieße auch 3 Standarten oder Flaggen. Wir besetzten nun die Chinesische Barrikade.

Mittwoch 04. Juli FÄLSCHUNG: Auszug aus dem Tagebuch Sr. Exzellenz Ching Shan zitiert in "China - unter der Kaiserinwitwe" von Bland, J.O P. & Backhouse, Berlin 1912
8. Tag des 6. Mondes – 11 Uhr vormittags. Yü Hsien's Schwiegersohn Chi Shou-ch'eng kam und plauderte lange mit mir. Die Stadt wurde ununterbrochen beschossen, solange er zugegen war und südlich von meinem Hause, dicht an der Mauer der Kaiserstadt, waren Soldaten Li Ping-heng's damit beschäftigt, auf einem Gerüst Geschütze aufzustellen. Sie sind alle noch sehr ergrimmt auf Jung Lu, der sich weigert, seine Geschütze her zu leihen und seine Truppen sind ihm so ergeben, daß es ausgeschlossen ist, sie zum Ungehorsam zu bestechen. Jung Lu's Mut ist wirklich außerordentlich. Er zitierte neulich daß Wort: "daß er in den tagen des verruchten Herrschers  (gemeint ist Prinz Tuan)  seine Zeit am Gestade der rauen Nordsee zubringe und die Reinigung des Reiches abwarte" (Zitat nach Menzius). Man sagt mir, Prinz Tuan habe sich in Besitz eines der Kaiserlichen Siegel gesetzt, um so zu geeigneter Zeit seinen Sohn zum Kaiser ausrufen zu können. Aber wenn der Alte Buddha dies erfährt, und daß ist sehr wahrscheinlich, sieht es böse für Prinz Tuan aus.
Chi Shou-ch'eng sagt mir, Yü Hsien habe der Kaiserinwitwe eine Denkschrift in Hinsicht auf die Missionare in Shansi überreichen lassen. Vor zehn Tagen hatte sie ihm ein Geheimdekret gesandt, in dem es hieß: "Töte alle Fremden, wo du sie auch immer findest. selbst wenn sie sich rüsten, deine Provinz zu verlassen, so müssen sie erschlagen werden." Es scheint, daß der Alte Buddha die Entsendung des Erlasses an jeden hohen beamten in den Provinzen angeordnet hat, aber es wird jetzt berichtet, daß Tuan Fang, der stellvertretende Gouverneur in Shensi, und Yü Chang, der Gouverneur von Honan, samt den Großbeamten in der Mongolei daß Edikt in durchaus anderer Form erhalten haben, den daß Wort "töten" ist in daß Wort "schützen" gewandelt. Man fürchtet, irgendein verräterischer Minister sei dafür verantwortlich, aber niemand wagt es, Ihre Majestät davon zu verständigen. Auf Yü Hsien's letzte Denkschrift hat sie folgende Entgegnung erlassen, die mit den schnellsten Expreß-Botenreitern nach Tai-Yuan fu übermittelt wurde: "Ich befehle, daß alle Fremden, Männer, Weiber und Kinder, alt oder jung, kurzerhand hingerichtet werden. Daß keines entrinne, damit mein Reich von dieser lästigen Ursache des Verderbnisses gesäubert und meinen treuen Untertanen der Friede wiedergeschenkt werde." Chi-Shou-ch'eng erzählt mir, daß Yü Hsien's Haß gegen die Fremden durch seine Frau genährt werde, vor der er höllischen Respekt hat. Er selbst hat sich während seiner kurzen Regierungszeit in Tai-Yüan einen trefflichen Ruf wegen unbestechlicher Gerechtigkeit erworben. Auch sagt er, dies letzte Dekret habe Prinz Chuang ungemein gefallen. Jung Lu hat versucht, den Erlaß zu verhindern und hat den Alten Buddha gefragt, ob daß wohl für China ruhmvoll sei, Weiber und Kinder zu töten. Er soll gesagt haben: "Wir werden daß Hohngelächter der Welt erwecken und der weltbekannte Ruf der Güte und Freundlichkeit des Alten Buddha wird schwer leiden.! "Jawohl," hat die Kaiserinwitwe geantwortet, "aber deine Fremden wünschen mich abgesetzt zu sehen und ich zahle nur alte Schulden heim. Von den tagen Tao-Kuang's her hat dieser aufrührerische Gast seinen Wirt misshandelt und es ist an der Zeit, daß männiglich wisse, wer der wirkliche Herr im Hause ist."
Gestern Nachmittag begab sich die Kaiserinwitwe mit mehreren Hofdamen zu einer Bootspartie nach dem Winterpalast. Die andauernde Beschießung der Französischen Kathedrale verursachte ihr indessen Kopfschmerz und sie entsandte daher einen diensttuenden Kammerherrn, um dem am Hsi Hua tor befehligenden Offizier den Auftrag zu geben, daß Schießen bis zu ihrer Rückkehr in die Verbotene Stadt einzustellen.

Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004)

Die Chinesen haben sich wahrscheinlich von der vorigen Nacht nichterholt. Sie sind heute ein wenig ruhiger. Wir gebrauchen jetzt die eroberte Aminition u. Gewehre, weil wir das unsrige sparen müssen. Einer von uns verwundet.

Donnerstag, 05. Juli Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi. 
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004)
Gegenseitiges Schießen den ganzen Tag. Chinesische Scharfschützen sitzen auf Dächer hinter den Schornsteinen auf Bäume hinter Mauern u.s.w. [und schießen] auf jeden der sich von uns zeigt. Viel Schwierigkeiten macht uns ein JOSS Tempel (Götzenhaus), west von uns wo die chinesischen Scharfschützen sitzen u. wir können ihnen nicht beikommen.
Freitag, 
06. Juli
 
Samstag, 07. Juli  FÄLSCHUNG: Auszug aus dem Tagebuch Sr. Exzellenz Ching Shan zitiert in "China - unter der Kaiserinwitwe" von Bland, J.O P. & Backhouse, Berlin 1912
11. Tag des 6. Mondes – Yü Lu hat eine lächerliche Denkschrift eingereicht, in der er die Gefangennahme von vier Kamelen sowie die Tötung vieler Fremder in Tientsin berichtet. Jung Lu hat ihm geraten, den Angriff auf die Fremdenniederlassung einzustellen. Was Jung Lu anbelangt, so höre ich, daß kürzlich Tung Fu-hsiang einen Manschu-Soldaten bestach, ihn zu ermorden. Statt dessen verriet der Mann den Anschlag an Jung Lu. Dieser Soldat ist ein Bruder jenes En Hai, der den fremden Teufel (Baron von Ketteler) tötete und Tung dachte deshalb, er würde mit Freuden alles tun, was dazu beitrage, die Gesandtschaften zu zerstören. Aber er ist ein Stammgenosse von Jung Lu's Banner und wie Yü Kung-ssü, den Menzius den besten Bogenschützen im Lande Wie nannte, "so konnte er es nicht über sich bringen, den alten Häuptling zu erschlagen, der ihm die Kriegskunst beigebracht." Jung Lu hat den Alten Buddha wiederum eine Denkschrift eingereicht und erinnert sie daran an den bekannten Spruch aus den Frühlings- und Herbst-Annalen (die Geschichte der Ereignisse unter der Chou Dynastie, von Confuzius; eine der fünf klassischen Schriften), der besagt, daß die Personen der fremden Gesandten in jedem zivilisierten Lande stets unverletzlich sind. Dieser Angriff auf die Gesandtschaften, sagt er, ist schlimmer als ein Frevel; es ist eine Dummheit, die für alle Zeiten gegen China sprechen wird. Es scheine, Ihre Majestät sei der Absicht, daß, weil eine kleine Nation wie der Transvaal eine große Macht wie England niederzwingen könne, so auch China notwendigerweise mit Erfolg die ganze Welt bekämpfen könne. Die beiden Fälle seien aber durchaus nicht analog. Falls sofort Frieden geschlossen werde, so sei die Lage noch zu halten, wenn aber die Gesandtschaften in Grund und Boden geschossen würden, so würde es daß Ende der Manschu Herrschaft bedeuten. Er warnte Ihre Majestät feierlich und sie scheint allmählich die Dinge von seinem Gesichtspunkte aus zu betrachten. Diese Boxer können sicherlich reden aber wenig handeln.
Böse Nachrichten sind heute in Bezug auf die Gefechte um Tientsin in den Palast gedrungen und Ihre Majestät ist in schweren Sorgen, obgleich sie noch nicht dem Gedanken Raum gibt, daß die fremden Räuber in Peking eindringen können.
 

Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.  
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004)
Etwas ruhiger. Wechseln den ganzen Tag Schüsse. Unser kleiner Haufen wird jeden Tag kleiner u. wenn es so noch lange fort macht, sind wir bald nur noch die Hälfte. Zu essen haben wir bald gar nichts mer. Auch sind bald alle mer oder weniger krank von der schlechten Nahrung, noch schlechteres Wasser u. keinen Schlaf. Die Chinesen haben etliche Kanonen vielleicht 100 in von unsrer Barrikade u. werfen Granaten nach uns. Immerwährend schießen sie unsre Barrikade zusammen u. wir liegen dahinter. Jedesmal wenn ein Schuß durch unsre Barrikade reißt, bauen wir sie in aller Eile wieder auf damit wir wenigsten vor Gewehrfeuer geschützt sind. Oft schießen die Chinesen zu hoch u. die Granaten platzen unter den Chinesen die hinter uns liegen.  

Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901

Wurde ich plötzlich an Bord S.M.S. Kurfürst Friedrich Wilhelm als Leiter der Geschwader Kapelle zu der Chinareise kommandiert, musste noch denselben Tag die Reise nach Kiel per Bahn antreten. Von da sollte die Fahrt nach China angetreten werden.

Die Berliner Morgenpost schreibt über eine Rede Wilhelm II., deutscher Kaiser, zur Situation in China, 4. Jul. 1900
Die deutsche Fahne ist beleidigt und dem Deutschen
Reiche Hohn gesprochen worden. Das verlangt
exemplarische Bestrafung und Rache." 

Sonntag, 08. Juli Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901

10 ½ Uhr war Gottesdienst an Bord durch den Geschwaderpfarrer. 11 ½ Uhr kam S. Majestät an Bord, hielt erst den Offizieren dann den Mannschaften eine Ansprache über den Zweck und die Wirkungen des entstandenen Geschwaders. Der Divisionschef der II. Division traf heute an Bord ein und übernahm das Kommando. Nachdem S. Majestät die Ansprache gehalten hatte, dankte der Chef auf die Worte S. Majestät.
Montag, 
09. Juli
Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Um 8 ½ warf die Hela als erstes Schiff von der Boje los und lief in den Kanal ein. Darauf folgten die anderen Schiffe der II. Div. von hinten anfangend. Um 10 h. warfen wir bei schönem Wetter von der Boje los und passierten die im Hafen liegenden Schiffe mit Hurrahrufen, die von den Schiffen ausgebracht und von uns erwidert wurden, zum Schluss passierten wir S.M.S. Kaiser Wilhelm II. auf dem sich S. Majestät befand unter brausenden Hurrarufen und unter den Klängen ‚Heil dir im Siegerkranz’. Nach dem Passieren des Schiffes wurden 33 Schuss Salut gefeuert. Um 10 ½ Uhr liefen wir in die Schleuse bei Holtenau ein. Hier bot sich uns ein rührendes Bild, Unmengen von Menschen waren versammelt um uns den letzten Gruß zu bringen. Blumen, Bouquets wurden in Mengen an Bord geworfen. Tränen flossen in Strömen. Es war ein festliches Auslaufen, da wir eine ungewisse Zeit vor uns haben. (2) Nach etwa 10 Minuten langen Aufenthalt in der Schleuse gingen wir unter den Klängen ‚muss ich denn’ u.s.w. sowie ‚Heil dir im Siegerkranz’ aus der Schleuse in den Kanal bekleidet von brausenden Hurras weiter. Bis nachmittags 4 Uhr waren am Kanal überall Mengen von Menschen versammelt, die uns die letzten Grüße zuriefen, zum Teil nebenher liefen. Um 4 Uhr m. kamen wir bei Rendsburg an. Hier wurde uns erst von einer militärischen Abteilung drei kräftige Hurras gebracht. Etwas später wurden die in Rendsburg garnisonierte Infanterie und Train in Parade formiert und präsentierte das Gewehr während unseres Passierens. Der Kommandeur hielt hoch zu Ross noch eine rührende Ansprache, die mit drei Hurras schloss, in der die Musik der 2 Kapellen einfiel, Menschen waren unzählig vertreten die es nicht versäumen wollten, die Division zu beglückwünschen. Gegen 6 ½ kamen wir zu der Grüntaler Hochbrücke, hier hatte eine Batterie Feldartillerie Paradeaufstellung genommen und salutierte mit 15 Schuss, den wir 7 Schuss erwiderten, die Offiziere und 2 Unteroffiziere sprengen nebenher einer derselben stürzte noch mit dem Pferde, trotz der späten Zeit waren eine Menge Menschen am Kanal. Um 12 nachts kamen wir in Brunsbüttel an, auch hier waren noch viele Menschen. ½ Stunde bleiben wir in der Schleuse liegen, dann gingen wir unter dem Preußenmarsch und ‚muss ich denn’ u.s.w. in die Elbe.
Dienstag, 10. Juli Folgender Tagesablauf bestimmt den Rhythmus an Bord des Lloyd-Dampfers "Wittekind" 

05:15

Wecken der Korporalschaft vom Dienst   
Klarstellen der Baljen

05:45

Reveille

06:00

Alle Mann sich waschen, anschließend Zeugwäsche

06:20

Handtücher anbinden. Korporalschaft "heißt die Jollen"

06:30

Deck aufklaren

06:50

Backen und Banken ( Back hat an Bord verschiedene Bedeutung. Einmal benennt man damit daß den vorderen Teil des Schiffes (über dem Oberdeck) bedeckende die Reling überragende Deck; dann heißen die Gefäße Backen, in denen daß Essen für die Mannschaft aufgetragen wird und endlich auch die aufzuhängenden oder aufzuklappenden Esstische für eine Anzahl Matrosen oder Seesoldaten. An einer solchen Back essen acht bis zehn Mann (Backschaft). die Backen (Esstische) werden nur während der Tischzeit aufgeschlagen. 

07:00

Frühstück

07:30

Untere Decks räumen und fegen

07:30

Kompagniedienst bis 09:30

09:15

Abnehmen der Handtücher und Wäsche anbinden

09:30

Deck aufklaren und fegen

09:45

Zurechtmachen zur Musterung

10:00

Antreten zur Musterung

11:50

Backen und Banken

12:00

Mittagessen

12:40

Antreten der Wache

12:45

Aufziehen der Wache

13:00

Untere Decks räumen und fegen

14:45

Zurechtmachen zur Musterung

15:00

Rollenexerzieren, anschließend bis 17:00 Kompagniedienst

16:00

Deck aufklaren

18:20

Backen und Banken

18:30

Abendessen

19:00

Untere Decks räumen und fegen

21:00

Zapfenstreich. Ruhe im Schiff

Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004)

Wir fanden ein altes Kanonenrohr, befestigten es auf 2 Räder von einem Wagen, verfertigten Kugeln von Blei, u. schossen nun mit unsrer Attillerie nach den Chinesen. Freilich war es mit unsrer MARIE ANN, wie wir unsre Kanone tauften, eine gewagte Sache, erstens konnte man nicht ziehlen, deshalb mußten wir die Kanone ganz nahe an die Chinesische Barrikade bringen um damit einen guten Erfolg zu haben; zweitens schlug es die MARIE ANN soweit rückwärts, als den Schuß vorwärts. Doch erziehlten wir guten Erfolg mit ihr u. die Chinesen lernten die MARIE ANN bald fürchten.  

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
9 ½ m. kamen wir auf Reede in Wilhelmshaven an. Ich hatte noch Urlaub genommen, um noch meine Wohnung noch einmal nachzuschauen und Kleinigkeiten mit an Bord zu nehmen. 10 ½ lief der holländische Kreuzer Nordbrabant aus der Schleuse, wo ich zugegen war und mir vom Divisionskommandeur versprochen wurde zum Stabshoboist befördern, ich sollte mich danach einrichten.

Mittwoch, 11. Juli FÄLSCHUNG: Auszug aus dem Tagebuch Sr. Exzellenz Ching Shan zitiert in "China - unter der Kaiserinwitwe" von Bland, J.O P. & Backhouse, Berlin 1912
15. Tag des 6. Mondes – Mein Nachbar der Oberhofmarschall Wen Lien, erzählt mir, daß der Alte Buddha furchtbar zornig sei. Sie findet die Hitze unerträglich und gestern hat sie den Thronfolger übel angefahren: er hatte nämlich die Dreistigkeit, sie zu fragen, ob es ihm gestattet sei, sie nach Jehol zu begleiten, der Kaiser möge inzwischen zurückbleiben und in Peking mit seinen fremden Freunden die Angelegenheit ordnen. einer der jungen Eunuchen versuchte sie dadurch zu besänftigen, daß er ihr bei jedem vernehmbaren Kanonenschuß daß Märchen auftischte, es sei wieder ein fremder Teufel mehr getötet. Der Alte Buddha indessen bemerkte: "es ist in den letzten Wochen genug gefeuert worden, um einen jeden Fremden in China dreidoppelt tot zu schießen und bisher mit welchem jämmerlichen Ergebnis!"  

Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004)

Fechten wieder ohne Aufenthalt. Die Chinesen pflanztdn jetzt auch Arttillerie auf die dritte Mauer, die vieleicht 300 Fuß von der brittischen Gesandschaft entfernt u. schießen unaufhöhrlich. Die Dächer, Häußer, kurzum alles liegt in Trümmern, von den Kanonen u. Granaden, die, die zopfige Lumpen nach uns schießen. In der englischen Gesandschaft, wo die Frauen u. Kinder sich aufhalten, haben sie große Löcher gegraben u. mit einer Schichte Erde zugedeckt, wo sich die Frauen u. Kinder aufhalten wenn es zu schlimm wird. Die Granaden platzen oft in unsrer Mitte. Wir sahen etliche Chinesische Regimenter in die Stadt kommen, noch mer Verstärkung für die Lumpen, es liegen 20 bis 30000 Chinesische Soldaten um uns.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
10 Uhr bei Hochwasser gingen wir nach einer kernigen Ansprache des Kommandanten Kpt. v. Holtzendorf über die nun beginnende Lebensweise Anker auf und dampften dann der Nordsee zu, gefolgt von 2 Werftdampfern Minenlegern August Bohr und Eikwarden. An Land konnten wir noch eine Menge Menschen sehen, die Artilleristen und Matrosen angetreten sehen welche noch 3 kräftige Hurras die nur schwach vernehmbar von uns der Entfernung wegen waren, dann ging die Reise nach China los, wir spielten noch eine kurze Zeit um die Herzen zu ermutigen.

Donnerstag, 12. Juli Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Passierten wir zwischen 3-4 Uhr die Linie zwischen Dover und Calais. Wie gewöhnlich ist hier ein reger Verkehr an Schiffen. 7 Uhr begegneten wir einem 5 Master der von 2 Dampfern geschleppt wurde. 2-3 Uhr bekamen wir einen englischen Kreuzer in Sicht, der uns voraus dampfte. An den Sonnensegeln p.p. wird tüchtig gearbeitet. Wetter ist sehr schön, klar und warm. 
Freitag, 
13. Juli
FÄLSCHUNG: Auszug aus dem Tagebuch Sr. Exzellenz Ching Shan zitiert in "China - unter der Kaiserinwitwe" von Bland, J.O P. & Backhouse, Berlin 1912
17. Tag des 6. Mondes – Jung Lu hat gestern Ihre Majestät gefragt, was sie zu tun gedächte, wenn die Boxer eine Niederlage erlitten und Peking von den Fremden erobert würde. Als Antwort zitierte sie die Worte des Chia Yi, eines Sophisten zur Zeit der Han Dynastie, die sich auf die diplomatischen Verhandlungen des Hofes mit dem Khan der Han beziehen: "Wenn der Kaiser den Lehenseid anderer Länder erwünscht, so kann er solches nur dadurch erreichen, daß er die Haupt-Regierungstugenden besitzt und die fünf Verlockungen entfaltet. Diese Köder sind: 1. Geschenke von Wagen und reichen Gewändern, um daß Auge zu betören; 2. üppige Mahlzeiten, um den Gaumen zu kitzeln; 3. Sängerinnen, dem Ohr zu schmeicheln; 4. herrliche Gebäude und prächtige Frauen, um der Üppigkeit zu fröhnen und 5. die Gegenwart des Kaisers an der Tafel jenes Herrschers, um seine Eitelkeit zu befriedigen. – Die drei Haupttugenden der Herrschaft sind: 1. Zuneigung zu heucheln; 2. süße Redensarten zu äußern und 3. Untertanen wie seinesgleichen zu behandeln."
Vor zwei Jahren, so sagte die Kaiserin, habe sie die fremden Damen an ihren Hof geladen und ihr Entzücken über den Empfang wahrgenommen, trotzdem sie wußte, daß ihre Sympathien dem Kaiser und nicht ihr galten. Sie wolle sie wieder mit reichen Gaben und süßen Worten ködern
(wie famos und erfolgreich sie es getan hat, lehrt das Buch der Miß Catherine A. Carl "With the Empress Dowager of China". daß Gemälde, daß diese Dame für die Weltausstellung von St. Louis seiner Zeit von der Kaiserin anfertigte, war an sich ein Beispiel von Tzu Hsi's Haupt-Regierungs-Tugenden, die sie mit prächtigem Erfolg gegen die harmlose Gattin des amerikanischen Gesandten, Mrs. Conger ausspielte (Siehe Cordier, Relations de la China, Bd. III, S. 423.)  

 

Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004)

Schlagen uns fast den ganzen Tag. Die Chinesen griffen uns von allen Seiten an, doch wir schlugen sie wieder zurück. Wir lassen jeden Tag etliche Bote über die Mauer um nach Hilfe zu eilen, doch kommt kein Bote zurück, wir haben gar keine Nachricht mit der Außenwelt.  

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Im Kanal etwas regnerisches und nebeliges Wetter, bei starker Brise. Die Temperatur im Schiff wird bereits schon drückend warm. Um 8 ¼ Uhr passierten wir Chnessant und kommen in die Biskaya, wo wir etwas Seegang bekamen.

Samstag, 14. Juli  

Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004)

DU-FO-SANG der Chinesen GENERAL sande uns einen Boten mit einer Schrift, das wir die Waffen nieder legen sollen, u. er würde die Gesanden u. seine Familien beschützen. Die Gesanden glaubten ihm nicht. Sie wissen wohl, daß er die List gebrauche, um uns, sobald wir keine Waffen mehr hätten, metzeln könnte. Die Gesanden schickten ihm Wort, daß wir noch Waffen, Kugeln u. Nahrung hätten u. daß wir fortfechten wollen, uns bis auf die letzte Minute verteidigen werden u. mit der Waffe in der Hand sterben wollen. DU-FU-SANG wollte uns mit List fangen, weil er u. seine feige Soldaten, den Mut nicht haben, uns handvoll Leute nahe zu kommen.  

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
in Biskaya und Atlantik

Sonntag, 15. Juli

Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)

Ich meldete mich, da angefragt wurde, wer Lust auf China hätte, freiwillig! weil es hieß, es seien dort Unruhen ausgebrochen und es gebe was zu kämpfen.
Zu dieser Zeit diente ich bei der 1. Komp. Inf. Regmt. von Boyen (
Generalfeldmarschall Leopold Hermann Ludwig von Boyen,geb. 1771 Kreuzburg/Ostpreußen gest. 1848 Berlin). 5 Ostpr. No. 41. Es meldeten sich sehr viele, aber alle wurden nicht genommen. Sondern nur 2 von dieser Komp hatten das Glück, dazu bestimmt zu werden. Dieses war ein „jüngerer Kamerad“ von mir namens Preickschat und der zweite war ich. Mein Freund kam zur Proviant-Kolonne und |2| ich in die Front der 7. Komp. des 1. Ostasien-Expeditions-Korps. Dies war der 15.Juli 1900.
In Königsberg wurde diese Komp. zusammen gestellt, bei dem Inf. Regmt. Nr. 43. Daselbst wurden wir auch eingekleidet. Zwei Tage hatten wir noch Zeit um uns vorzubereiten, den nächsten Tag darauf, abends um 12 Uhr, erfolgte unsere Abfahrt per Bahn nach dem Truppenübungsplatz Hammerstein.


Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004)

Ein wenig ruhiger heute. Gemeiner Fischer wurde auf der Mauer getötet, ebenfalls ein englischer Hauptmann

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
in Biskaya und Atlantik

Montag, 
16. Juli
Um die Bewohner von Tientsin zu beruhigen wurde seitens der kommandierenden Offiziere folgende Proklamation erlassen:
"An die Einwohner der Stadt Tientsin!
Mit dem Bombardement der Stadt Tientsin haben die alliirten Mächte blos auf die Angriffe der Rebellen auf die Fremdenniederlassungen geantwortet.
Gegenwärtig, nachdem Euere eigenen Behörden pflichtvergessen ihre Posten verlassen haben, erachten es die Verbündeten als ihre Pflicht, in der Stadt von Tientsin eine provisorische Verwaltung zu errichten, der Ihr Alle gehorchen müsst. Diese Verwaltung wird Jedermann, der mit Fremden in freundliche Beziehungen zu treten wünscht, beschützen, aber auch Jeden ohne Gnade und 'Erbarmen bestrafen, der Unruhe stiftet.
Lasst die Bösen zittern! Aber die Gutgesinnten sollten sich wieder gesichert fühlen und ruhig zu ihren Heimstätten zurückkehren und ihre gewöhnliche Beschäftigung wieder beginnen. So wird der Friede wieder hergestellt sein! Beherziget das!"
Gezeichnet: für Deutschland: Kapitän zur See v. Usedom; für England: General Dorward, Kapitän Bayly; für Frankreich: Oberst de Pelacot; für Italien: Linienschiffs-Lieutenant Sirianni; für Japan: General Fukuschima; für Österreich-Ungarn: Linienschiffs-Lieutenant: Indrak; für Russland: Vize-Admiral Alexeieff, General-Major Stessel; für die Verinigten Staaten: Oberst Meade.  

aus "Kämpfe in China" von Theodor Ritter von Winterhalder, A. Hartleben's Verlag 1902
 



FÄLSCHUNG: Auszug aus dem Tagebuch Sr. Exzellenz Ching Shan zitiert in "China - unter der Kaiserinwitwe" von Bland, J.O P. & Backhouse, Berlin 1912

20. Tag des 6. Mondes – Böse Nachrichten von Yü Lu. Tientsin ist von den Fremden genommen worden, die jetzt wie die Heuschrecken schwärmen. Keiner der Großräte hat es gewagt, Ihre Majestät zu benachrichtigen und so wagte Prinz Tuan kühnen Mutes, ihr zu melden, die Stadt sei gefallen, weil die Boxer die Verrichtung ihrer Bräuche vernachlässigt hätten; Peking indessen sei gegen Eroberung stets gefeit. In der Frühe hat Jung Lu den Alten Buddha wissen lassen, daß er zweifellos festgestellt habe, daß daß Dokument, daß angeblich von den fremden Gesandten eingereicht worden ist und ihre Abdankung verlangt hat, eine Fälschung sei. Es sei von einem Sekretär des Großrats, Lien Wen-chung, auf Befehl des Prinzen Tuan verfasst worden. die Laune des Alten Buddha war daher nicht gerade sänftiglich und sie sagte dem Prinzen Tuan zornig, daß, wenn die Fremden Peking nehmen sollten, er sicher seinen Kopf verlieren werde. Über seine Beweggründe ist sie vollkommen im klaren: Er wollte sich die Regentschaft sichern, sie aber sagte ihm: "hüte dich, denn solange ich lebe, gibt es keinen anderen Regenten neben mir. Nochmals, hüte dich, oder dein Sohn wird aus dem Palast vertrieben und dein Familienbesitz vom Thron konfisziert werden." Seine Handlungsweise entspricht auch wirklich dem Hundenamen, den er trägt.  (Der zweite Charakter in Prinz Tuans Namen enthielt die Wurzel für den Ausdruck "Hund", der ihm durch den Kaiser Hsien-Feng gegeben war, weil er während der Trauerzeit für den Kaiser Tao-Kuang erzeugt worden war. Nach chinesischem Gesetz ist es eine Beleidigung während der 27monatigen Trauerzeit für einen hohen Verwandten (Vater oder Mutter) geboren zu sein). 
Prinz Tuan verließ den Palast und man hörte ihn sagen," daß der Donnerschlag zu schnell und zu nahe seinem Ohre gefallen sei."
Jung Lu hat die militärischen Befehlshaber mit Ausnahme von Tung Fu-hsiang alle auf seine Seite gebracht und sie haben sich darüber verständigt, daß die Beschießung der Gesandtschaften aufhören muß. Jung Lu hat als Erklärung dafür, daß er sein schweres Geschütz nicht habe verwenden lassen wollen, angegeben, es würde die kaiserlichen Heiligtümer und den Ahnentempel schwer geschädigt haben.
Der Alte Buddha sendet den Gesandtschaften Gaben, wie Wassermelonen, Wein, Gemüse und Eis und hat dem Wunsch Ausdruck gegeben, Prinz Ch'ing solle die fremden Minister besuchen.
Man sagt, daß Hsü Ching-ch'eng heimlich mit den Gesandtschaften verhandelt. Heute wurde ein Bote mit zwölf Depeschen aus den Gesandtschaften gefangen und zur Residenz des Prinzen Chuang gebracht. Drei derselben waren chiffriert und konnten von den Dolmetschern des Tsungli Yamen nicht entziffert werden, aus den anderen aber war zu entnehmen, daß die Fremden an hundert Verluste von Toten und Verwundeten haben und daß ihre Vorräte knapp werden.
Chi Shou-ch'eng hat sich nach T'ai-Yüan begeben, um Yü Hsien, seinen Schwiegervater, zu besuchen. Lezterer hat dem Thron eine Denkschrift eingereicht und berichtet, daß er schlau allen Fremden eine falle gestellt, sie in Ketten gelegt und sie alle in seinem Yamen enthauptet habe. Nur ein Weib sei entronnen, nachdem ihr die Brüste abgeschnitten seien. An der Stadtmauer habe man sie später tot aufgefunden.
Es hat heute heftig geregnet. Liu Ta-chiao brachte mir acht Pfund Schweinefleisch aus der Palastküche und ich sandte meiner verheirateten Schwester eine große Schüssel davon. Gegen abend passierte eine große Abteilung Reiterei mit Geschützen mein Haus. Es waren Leute Li Ping-heng's, die jene Kanonen über die Mauer der Verbotenen Stadt auf einem Gerüst montieren wollten, als Vorsichtsmaßregel gegen etwaige Ausfälle der Fremden. Die ganze Nacht durch ist heftig gefeuert worden und es sollen in der Nähe des Ha Ta Men fremde Teufel gesehen worden sein.

Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004)

Wir kamen zu einem Waffenstillstand um die Toten zu begraben. Die tote Chinesen liegen haufenweise umher, wo sie verfaulen. Manche liegen schon 3 Woche umher, viele werden von den Hunden u. Schweine gefressen. Es ist ein furchtbarer Gestank um unsre Barrikade, wo viele Chinesen vor unsrer Nase verfaulen. Wir können nicht raus sie fortzubringen, weil die Chinesen, jeden, der sich zeigt über den Haufen schießen, u. die Chinesen trauen uns nicht. Jetzt kamen sie zu einem kleinen Waffenstillstand, die Toten fort zu schaffen.  

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Vorm. Atlantik. Nachmittags 4 Uhr passieren wir Cap Teneriffa, gleich darauf bekamen wir S.M.S. Bussard in Sicht und überholten ihn bald nach dem er 13 Schuss Salut gefeuert und wir mit 9 Schuss erwidert hatten.

Dienstag, 17. Juli Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004)

Die Chinesen begraben immer noch ihre Tote. Die Hitze u. der Gestank sind fast unerträglich. Fast gar keine Nahrung bei uns u. wir können nicht mer lange aushalten.  

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901

Hatten wir morgens schlechtes Wetter, dennoch lag das Schiff ziemlich ruhig in See. Gegen 10 ½ bekamen wir Land in Sicht, afrikanische und spanische Küste. Um 12 Uhr liefen wir in Gibraltar ein, passierten erst einen amerikanischen kl. Kreuzer, feuerten dann 21 Schuss Salut auf die englische Flagge, der von der Landbatterie erwidert wurde. Dann passierten wir noch einen großen amerikanischen Kreuzer (ersterer Watson, 2ter Baltimore). Dann eine Menge Kohlen Prähme, dann gingen wir dicht unter Land vor Anker, wo der deutsche Konsul sofort an Bord kam. Beim Verlassen unseres Schiffes bekam er seinen üblichen Salut. Auch wurde die amerikanische Flagge salutiert, dann kamen die verschiedenen Offiziere, um den formellen Besuch abzustatten. Gegen 3 Uhr wurde mit Kohlen nehmen begonnen. Die Prähme waren sehr schlecht geladen, darum ging das Kohlen nehmen ziemlich langsam. Bis 4 ½ Uhr früh wurde getrimmt. Um 7 Uhr abends gab es Kohlen Essen und Bier. Pro Kopf ½ Flasche. Ebenfalls 4 ½ Uhr früh wie 18./VII. Gibraltar ist schön gelegen und bietet dem Auge vom Hafen aus einen rechten hübschen Anblick. Ein Berg dicht hinter der Stadt erhebt sich kegelförmig und bereits senkrecht in die Höhe. Derselbe ist stark befestigt. Die größte Festung der Welt soll es sein. Wie in Helgoland stehen die Geschütze in dem Felsen, welcher lauter Schießausläufer hat. Die Kamele kann man von Bord aus sehen, ebenfalls wo die Rennpferde zu geritten werden und die Arena für Stiergefechte. Um 5 Uhr lief S.M.S. Bussard in den Hafen ein und salutierte die englische sowie die amerikanische Flagge.
Mittwoch, 18. Juli FÄLSCHUNG: Auszug aus dem Tagebuch Sr. Exzellenz Ching Shan zitiert in "China - unter der Kaiserinwitwe" von Bland, J.O P. & Backhouse, Berlin 1912
21. Tag des 6. Mondes – Ein köstlicher Tag. Ich ging den Prinzen Li und Herzog Lan besuchen. Die letzten Nachrichten lauten, daß Yü Lu's Truppen in heller Flucht sind und daß platte Land verheeren. Sie sollen nach ihrem Solde schreien, der monatelang im Rückstand ist und haben Tung-chou und Chang Chia-wan gründlich ausgeplündert. Beide östlichen Stadttore werden geschlossen gehalten und daß Anting Men (ein nördliches Tor) wird nur gelegentlich geöffnet.
Yang Shun, der Türhüter, ist aus seiner Heimat Pao-ti hsien im Osten von Peking zurückgekehrt. Er berichtet, es sei dort verhältnismäßig ruhig.
Li Ping-heng's Truppen sollen einen großen Sieg errungen und die Barbaren gegen daß Meer zu gedrängt haben. Trotzdem wurde heute Nachmittag im Südosten heftiges Feuer vernommen.
Herzog Lan ist mit einer starken Boxermacht ausgezogen, um Konvertiten zu suchen, die sich im Tempel der Sonne versteckt haben sollen.

Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004)

Die Zopfträger begraben immer noch ihre Toten u. halb Verfaulte. Sie haben schon tausende fortgeschafft.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901

Wurde bis 8 Uhr geschlafen. Darauf Backen und Banken, dann rein Schiff in allen Ecken bis mittags. Nachmittags von 2-4 Uhr wurde die B.B. Wache an Land beurlaubt. 7 ½ Uhr bekamen wir eine Hofpost. Hatte aber nichts dabei. Im Laufe des Tages hatten die anderen Schiffe Kohlen genommen. Als letztes war S.M.S. Wörth klar, worauf wir Anker lichteten und unsere Reise fortsetzten.

Donnerstag, 19. Juli Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
bekamen wir das neue Gewehr Modell 98. Von da an hatten wir nur Appelle und üben mit dem neuen Gewehr.

Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004)

Es ist jetzt etwas ruhiger. Wir verstärken unsere Barrikade u. Schanzen, ebenfalls die Chinesen. Wir halten immer scharfe Wache, denn wir trauen den feigen Schuften nicht u. glauben, daß sie im Geheimen etwas gegen uns vorhaben. Wir haben fast gar nichts mer zu essen, kaum genug um uns auf den Beine zu halten. Unsre Lage wird immer schlimmer.  

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901

7 ½ Uhr. Salut wurde nicht gewechselt. Vorläufig ruhiges, schönes, warmes Wetter. In Gibraltar lag ein eisernes Vollschiff, welches einen furchtbaren Sturm durchgemacht hatte. Sämtliche Masten waren wie weggefegt und die Bordwand auf 15 Meter auf dem Oberdeck weggerissen.Morgens hatten wir von beiden Seiten Land in Sicht. Später trat das Land an B.B. (= Backbord) zurück. An  St.B. (= Steuerbord) hatten wir erst Marokko, dann Algerien in Sicht. Schönes, ruhiges Wetter ½ 4 Uhr hatten wir an St.B. einen amerikanischen Kreuzer begegnet, wo der übliche Salut 9 Schuss gefeuert wurde.

Freitag, 
20. Juli
 Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
Mittelmeer in See. Ruhiges und sehr schönes Wetter, Algerien in Sicht.
Samstag, 21. Juli Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Heute bekamen wir an St.B. Tunesien, B.B. hatten wir mittags eine kleine Inselgruppe in Sicht. Zwischen 6-7 Uhr trat an St.B. Seite das Land zurück und wir steuerten Kurs auf Malta, welches wir heute Nacht passieren müssen. Das Wetter ist sehr schön. Es wird von Tag zu Tag heißer, man schwitzt jetzt schon den ganzen Tag lang, ohne etwas zu tun.
Sonntag, 22. Juli Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Vergangene Nacht hatten wir dichten Nebel,  mussten daher langsam fahren. Malta noch nicht passiert. S.M.S. Luchs überholten wir heute Mittag ebenfalls. Das Wetter hat sich aufgeklärt, an Deck ist es angenehm. S.M.S. Hela dampfte 5 Uhr n. nach Port Said voraus, um die Kohlen zu bestellen und Ankerplätze frei zu machen. 
Montag, 
23. Juli


Glasbild Laterna magnica: Exekution / Hinrichtung


FÄLSCHUNG: Auszug aus dem Tagebuch Sr. Exzellenz Ching Shan zitiert in "China - unter der Kaiserinwitwe" von Bland, J.O P. & Backhouse, Berlin 1912

27. Tag des 6. Mondes – Heute morgen haben Yüan Ch'ang und Hsü Ching-ch'eng ihre dritte Denkschrift gegen die Boxer eingereicht, in der sie die Hinrichtung mehrerer Mitglieder des Großrates empfehlen. Ihre Kühnheit scheint löblicher als ihr Taktgefühl, um so mehr als der Alte Buddha sich wieder den Boxern nach der gestrigen Audienz Li Ping-heng's zuwendet. Er ist von Hankow heraufgekommen und ist neben Jung Lu zum Oberkommandierenden des nördlichen Heeres ernannt worden. Er verhieß ihr fest seine Zuversicht, die Gesandtschaften stürmen zu können und sagte wiederholt, die Schutzgötter der Dynastie würden es nimmermehr zugeben, daßs sie gedemütigt aus ihrer Hauptstadt fliehen müsse.
Ich begab mich heute morgen zu Herzog Lan's Hause und fand dort Prinz Tuan und Li Ping-heng. Sie waren damit beschäftigt, den Plan für einen neuerlichen Angriff auf die Gesandtschaften zu entwerfen und Li war dafür, es mit einer Mine von der Hanlin Akademie aus zu versuchen. Er hat der Kaiserin geraten, daßs eine Mine gesprengt werde, wie es neulich bei der französischen Kathedrale geschehen sei und ist der Überzeugung, daßs bei der entstehenden Verwirrung die Fremden leicht überwältigt werden können.
Nachdem sie die letzte Denkschrift von Hsü und Yüan gelesen hatte, bemerkte der Alte Buddha: " daß sind wackere Leute. Ich habe mir nie viel aus Hsü gemacht, aber Yüan benahm sich 1898 gut und warnte mich gegen K'ang Yu-wei und seinen Anschlag. Wie dem indessen auch immer sei, es ziemt sich nicht, daßs sie mich mit ihren ewigen mürrischen Bedenken quälen. Der Thron ist selbst durchaus befugt, seine Diener zu beurteilen und es beweist eine grobe und falsche Auffassung von der Pflicht, wenn der Tempeldiener über die heiligen Gefäße schreitet und den Priester belehrt, wie die Opfertiere zu töten sind".
(Eine klassische Anspielung, häufig gebraucht und gleichbedeutend mit: "Ne sutor ultra crepidam"). Aus dem Wunsche heraus, mit den Schreiben milde zu verfahren, befehle ich, daßs ihnen meine Kritik mitgeteilt wird und daßs sie in Zukunft Sorge tragen, mein Ohr mit ihrem läppischen Klagen zu verschonen."  

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Im Mittelmeer, ohne besondere Vorkommnisse, bei schönsten Wetter.

Dienstag, 24. Juli Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Ohne besondere Vorkommnisse. 
Mittwoch, 25. Juli

Fortsetzung: Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
sagten wir Hammerstein für immer lebe Wohl. Denn abends um 8 Uhr gings per Bahn Bremerhafen zu. Wir fuhren die Nacht durch bis anderen Mittag 1 Uhr, wir hatten Spandau erreicht.

Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi. (Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004)
Um Mitternacht hatten wir wieder einen harten Kampf mit unserrn Gegner, doch sind wir jetzt besser verschanzt u. warten hinter unsern Barrikade auf die Chinesen bis sie das Feuer eröffnen, wir machen nie den ersten Angriff, weil wir fast keine Amunition mehr haben.  

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Ohne besondere Vorkommnisse.

Donnerstag, 26. Juli Fortsetzung: Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901
(Privatbesitz Lambert Müller)
2 Stunden Aufenthalt wurden uns hier gegeben. 4 Uhr Nachmittag ging es weiter, die Nacht wieder durch
und den nächsten Tag 10 Uhr Vormittag...

Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004)

Die BOXERS u. DU-FO-SANG scheinen entschlossen zu sein uns zu vernichten. Sie haben die Courage nicht einen letzten Sturmangriff auf uns zu machen, sondern wollen uns aushungern u. einzeln abputzen.  

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Um 1 Uhr A. bekamen wir Land in Sicht. Um 5 Uhr    liefen wir in Port Said ein. Im Hafen liegt 1 englisches Kriegsschiff und 1 Torpedo Boot. Beim Einlaufen wurde 21 Schuss Salut gefeuert. 12 Uhr M. ging Luchs in den Suez-Kanal, darauf ging ein englischer Transportdampfer in das Mittelmeer, etwas später ging 1 franz. Transportdampfer in den Suez-Kanal ein. Beide Dampfer hatten Musik an Bord, die nichts Besonderes leisteten, aber doch festen Lärm machten. Die Besatzung sowie die Musiker waren durchweg Schwarze.
7 Uhr M. wurde mit Kohlen angefangen. 450 Tonnen. 1 Uhr M. waren wir fertig. Von Arabern und Schwarzen wurden die Kohlen übernommen, fleißige Leute. Wir bekamen hier wieder Hofpost, aber wieder nichts dabei für mich. Vom Kanal aus liegt Port Said St.B. und bietet einen gewöhnlichen Anblick, wie eine Auslandsstadt. Im Hafen ist ein reger Verkehr durch die Schiffe, welche den Kanal passieren. Die Araber sind mit einem leichten Gewand umgeben, das um die Lenden fest gehalten wird. Arbeiter haben sonst nichts an den Körper als ein Tuch um die Hüften gewunden. Um den Kopf haben sie alle ein Tuch gewunden. z. Teil tragen sie Käppis (Türken: rot). Bumbootleute waren eine Menge an Bord, die eine Menge Waren zum Ankauf boten. Ansichtskarten, Photographien, Unterzeug, Zigaretten u.s.w.
3 ½  N. gingen wir von der Boje los, als erstes Schiff in den Kanal. Die Aussicht ist im Kanal nicht besonders, von beiden Seiten bloß alles ein Wüstensand soweit das Auge reicht. Hin und wieder von einzelnen Sträuchern unterbrochen. Sehenswertes gibt es nicht. Mit Dunkelwerden wurde der von Port Said mitgenommene Scheinwerfer, der vorn am Bug angehängt war, in Betrieb gesetzt, der beide Seiten des Kanals stark beleuchtet. Um 5 ¾ kamen wir bei einer Fähre vorbei, wo sich an B.B. Seite eine Karawane gelagert hatte.

Freitag, 
27. Juli
Fortsetzung: Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
...waren wir in Bremerhafen angelangt. Unsere Kleidersäcke waren schon da und lagen alle auf einem Haufen. Mußten jeder unseren Sack selbst aufs Schiff tragen und erhielten gleich unsere Plätze angewiesen. Das Schiff gehörte der Hamburg A.P.A.G.
...
ein schöner, klarer Tag, als wir auf der Batavia Bremerhafen verließen. Für manchen war dies ein schwerer Tag und viele nahmen, wenn auch nicht mit tränenden Augen, so doch mit weinendem Herzen von Ihren lieben Angehörigen, die sich schon früher oder später reichlich eingefunden hatten! vielleicht auf immer Abschied. Aber wieviel schwerer muß es erst denen gewesen sein, denen die Eltern schon frühzeitig gestorben, und keine Geschwister oder Verwandten mehr haben. Da kam kein Vater, der Ihm noch einen guten Rat ertheilen, oder eine Mutter, die den braven Sohn noch einmal an Ihr banges Herz ziehen könnte – vielleicht zum letzten mal.
Aber, Alles daß mußte ja überwunden werden! Denn wir wollten es ja, wir hatten uns doch freiwillig gemeldet, als angefragt wurde, um für unser Vaterland im fernen Osten zu streiten und uns zu rächen für die Schmach, die uns durch die Ermordung unseres Gesandten Kettlers zugefügt worden ist, und um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.
Mit leichtem und frohem Muth, hatt jeder alle kleineren Beschwerden überwunden. Er wußte, das er ein gutes Werk zu tun gewillt |6| war. Jeder wollte nun wirklich zeigen, was er im Frieden gelernt hatte.
Und einen letzter Gruß mit dem Taschentuch oder der Mütze und ein donnerndes Hurra, dann verließen wir von mehreren kleinen Schiffen begleitet den Hafen zur Wesermündung in die Nordsee, ein kleiner Dampfer nach dem anderen kehrte um, noch ein Pfiff und auch der letzte kehrte um, die Matrosen einer Strandbatterie schwenkten die Mützen und dann entschwindet die heimathliche Küste allmälig unseren Blicken.
Die See ist spiegelblank. Die Nacht bricht herein, es ist die erste Nacht auf Wasser schon ein gutes Stück von der Heimath entfernt, die wenigsten können nun schlafen.

Ansprache Kaiser Wilhelm II bei der Verabschiedung des Expeditionskorps in Bremerhaven. 
Bekannt unter dem Namen "Hunnenrede"

"Große überseeische Aufgaben sind es, die dem neu entstandenen Deutschen Reiche zugefallen sind, Aufgaben weit größer, als viele Meiner Landsleute es erwartet haben. daß Deutsche Reich hat seinem Charakter nach die Verpflichtung, seinen Bürgern, wofern diese im Ausland bedrängt werden, beizustehen. Die Aufgaben, welche daß alte Römische Reich deutscher Nation nicht hat lösen können, ist daß neue Deutsche Reich in der Lage zu lösen. daß Mittel, daß ihm dies ermöglicht, ist unser Heer.
In dreißigjähriger treuer Friedensarbeit ist es herangebildet worden nach den Grundsätzen Meines verewigten Großvaters. Auch ihr habt eure Ausbildung nach diesen Grundsätzen erhalten und sollt nun vor dem Feinde die Probe ablegen, ob sie sich bei euch
bewährt haben. Eure Kameraden von der Marine haben diese Probe bereits bestanden, sie haben euch gezeigt, daß die Grundsätze unserer Ausbildung gute sind, und Ich bin stolz auf daß Lob auch aus dem Munde auswärtiger Führer, daß eure Kameraden draußen sich erworben haben. An euch ist es, es ihnen gleich zu tun.
Eine große Aufgabe harrt euer: ihr sollt
daß schwere Unrecht, daß geschehen ist, sühnen. Die Chinesen haben daß Völkerrecht umgeworfen, sie haben in einer in der Weltgeschichte nicht erhörten Weise der Heiligkeit des Gesandten, den Pflichten des Gastrechts Hohn gesprochen. Es ist daß um so empörender, als dies Verbrechen begangen worden ist von einer Nation, die auf ihre uralte Kultur stolz ist. Bewährt die alte preußische Tüchtigkeit, zeigt euch als Christen im freundlichen Ertragen von Leiden, möge Ehre und Ruhm euren Fahnen und Waffen folgen, gebt in Manneszucht und Disziplin aller Welt ein Beispiel. Ihr wisst es wohl, ihr sollt fechten gegen einen verschlagenen, tapferen, gut bewaffneten, grausamen Feind. Kommt ihr an ihn, so wisst: Pardon wird nicht gegeben. Gefangene werden nicht gemacht. Führt eure Waffen so, daß auf tausend Jahre hinaus kein Chinese mehr es wagt, einen Deutschen scheel anzusehen. Wahrt Manneszucht. Der Segen Gottes sei mit euch, die Gebete eines ganzen Volkes, Meine Wünsche begleiten euch, jeden einzelnen. Öffnet der Kultur den Weg ein für allemal! Nun könnt ihr reisen! Adieu Kameraden!"

 

 

Die korrekte, jedoch inoffizielle Version der vorherigen (hervorgehobenen) Textpassage lautet wie folgt :

"Kommt ihr vor den Feind, so wird derselbe geschlagen! Pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht! Wer euch in die Hände fällt, sei euch verfallen! Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in Überlieferung und Märchen gewaltig erscheinen lässt, so möge der Name Deutscher in China auf Tausend Jahre durch euch in einer Weise bestätigt werden, daß niemals wieder ein Chinese wagt, einen Deutschen scheel anzusehen!"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die vom Norddeutschen Lloyd und der Hamburg Amerika Linie zu Truppentransportern umgerüsteten Dampfer Batavia, Dresden und Halle verliesen alsdann den Hafen von Bremerhaven.

An Bord der Batavia befanden sich: der Stab der 1. Ostasiatischen Infanteriebrigade, Ostasiatisches Infanterieregiment Nr.1, II. Abteilung Ostasiatisches Feldartillerieregiment sowie die Ostasiatischen Feld­lazarette Nr.1 bis 4.
11 Generale  bzw. Stabsoffiziere
16 Hauptleute
82 Leutnants
50 Portepeeunteroffiziere und Schreiber
2.148 Mannschaften
99 Fahrzeuge und umfangreiches Feldbahnmaterial

An Bord der Halle befanden sich: eine Batterie schwere Artillerie des Feldheeres, eine Munitions Kolonne, sowie das Korps der Telegraphie Abteilung
3 Hauptleute
13 Leutnants
8 Portepeeunteroffiziere und Schreiber
488 Mannschaften
56 Fahrzeuge und 6 Pferde

 

An Bord der Dresden befanden sich:  der Stab des Ostasiatisches Reiterregiments, 2 Eskadron Ostasiatisches Reiterregiment, Ostasiatisches Pionier Bataillon mit Stahlboot, Brückentrain ohne Fahrzeuge, Ostasiatische Eisenbahn Baukompanie mit Train Kolonne, Etappenkommandeur, Bekleidungs Depot
5 Generale bzw. Stabsoffiziere
7 Hauptleute
37 Leutnants
22 Portepeeunteroffiziere und Schreiber
927 Mannschaften
16 Fahrzeuge

"Ein guter Kamerad" Freundesworte für unsere Freiwilligen nach China (.s.o.), der kostenlos an die Freiwilligen verteilt wurde, schreibt auf Seite 29-30: 
Ein guter Rat übers Trinken
Enthalte dich aller berauschender Getränke!  Du hast nur Vorteil von solcher Gewohnheit. (Bier, Wein, am schlimmsten Schnaps.) Denn: 
1. Jedes alkoholische Getränk wirkt lähmend auf wichtige Gehirnfunktionen, was besonders in gefährlichen Lagen fatal werden kann.
2. Alkoholische Getränke kosten viel Geld und enthalten nur ganz unbedeutende Mengen Nahrkraft. Sie löschen nicht nur nicht den Durst,  sondern erzeugen ihn.
3. Ohne Alkoholgenuß bleibt der Körper widerstandsfähiger gegen alle Krankheitsstoffe, und alle Wunden heilen leichter und schneller.
4. Berauschende Getränke verleiten zur Streitsucht, Rauflust und Selbstüberhebung; sie stören daher oft daß gute kameradschaftliche Einverständnis und bedrohen die militärische Disziplin.
Du dienst daher dir selbst und deinem Vaterlande besser, wenn du dich von allen alkoholischen Getränken ganz enthältst.

Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004)

Ein Chinesischer Beamter, der den Europäern gut gesinnt sein soll, sante uns heute 7 Säcke Mehl u. etwas Gemüse. Die Chinesen sollen sich in TONG-CH0W stark verschanzt haben um die Europäer die uns zu Hilfe kommen dort zurück zu schlagen.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
7 Uhr liefen wir in Suez ein. Die Stadt liegt St.B. weit ab, mit dem Glas gut zu sehen. Im Hafen liegen folgende Schiffe: 1 italienisches, 1 türkisches Kriegsschiff, 2 Hamburger Dampfer, einer davon hatte die Ablösungsmannschaften von S.M.S. Schwalbe an Bord. Von den Dampfern wurden wir mit Hurras  empfangen. Mittags gingen diese nach Deutschland durch den Kanal weiter. Die beiden Transportdampfer, die wir gestern in Port Said trafen, lagen auch noch hier. Im Laufe des Tages kamen noch 3 Dampfer durch den Kanal. Hier nahmen wir Wasser und Proviant. In Port Said nahmen wir außer den Kohlen noch 4 große Ochsen mit, den die Ohren fehlten und Hörner. Die Hitze hier ist fast nicht mehr zum aushalten war und ziehen sich große Berghöhen entlang, die auch eine Menge Wärme von sich geben. Der deutsche Konsul war auch an Bord. Bei seinem Weggehen wurde 7 Schuss Salut gefeuert. Wir mussten bis 5 Uhr   liegen bleiben weil die Brandenburg und Wörth noch kein Wasser übernommen hatten. 5 ½ Uhr gingen wir Anker auf und gingen  in Kiellinie in den Golf des Roten Meeres weiter. Die Berge gehen immer noch an ST.B. längs. Von B.B. tritt das Land mehr zurück.

Samstag, 28. Juli

Fortsetzung: Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)

Das Wetter ist schön, gegen Abend sehen wir die Küsten Englands und etwas später Frankreichs, wir können nicht weit sehen, denn es ist in dem Kanal sehr neblich.

FÄLSCHUNG: Auszug aus dem Tagebuch Sr. Exzellenz Ching Shan zitiert in "China - unter der Kaiserinwitwe" von Bland, J.O P. & Backhouse, Berlin 1912
3. Tag des 7. Mondes – Der Alte Buddha setzt großes Vertrauen in Li Ping-heng. Gestern entdeckte er und Kang Yi, daßs in dem Dekret Ihrer Majestät, welches die Vernichtung aller Fremden anbefahl, daß Wort "töten" durch Yüan Ch'ang und Hsü Ching-Ch'eng in "schützen" umgeändert worden sei. Ich habe soeben Kang Yi gesehen und er sagt, daßs daß Antlitz Ihrer Majestät göttlich in seinem Zorne war. "Sie verdienen die dem Kao Ch'u-mi (Ein Verräter, dessen Verbrechen und Strafe in den Frühlings- und Herbst-Analen verzeichnet ist) zuteil gewordene Strafe" hat sie gesagt, "ihre Glieder sollten durch Wagen nach allen Himmelrichtungen auseinander gerissen werden. Man enthaupte sie sofort." Es wurde umgehend ein Edikt erlassen, aber die Abänderung des Dekrets nicht erwähnt, da dies daß Prestige der Nation schädigen könnte. Die Frevler sind nur beschuldigt, Uneinigkeiten im Palast hervorgerufen und die Sache der Fremden begünstigt zu haben. Beide wurden heute morgen hingerichtet. Mein Sohn En Ming war Zeuge ihres Todes. Es ist höchst peinlich für mich, an Yüan Ch'ang's Ende zu denken, denn er hatte verschiedne vortreffliche Eigenschaften. Was Hsü anbelangt, so hab ich ihn in den Tagen gekannt, als wir beide dem Großsekretariat angehörten und ich hatte niemals einen hohe Meinung von dem Manne. Seine Bestechlichkeit war notorisch. Kurz ehe daß Beil des Henkers fiel, bemerkte Yüan, " er hoffe, die Sonne möge bald wieder ihren Platz am Himmel einnehmen und der anmaßende Komet vernichtet werden." Damit wollte er sagen, daßs Prinz Tuan's unheilvoller Einfluß die Kaiserinwitwe veranlasst habe, gegen ihren besseren Instinkt zu handeln. Herzog Lan, der die Hinrichtung beaufsichtigte, ersuchte ärgerlich ihn, den Verräter, zu schweigen. Aber Yüan fuhr furchtlos fort: "Ich sterbe unschuldig. es wird die Zeit kommen, da mein Name mit Dankbarkeit und Achtung genannt werden wird und zwar noch lange nachdem euch prinzlichen Bösewichte euer wohlverdientes Geschick ereilt hat." Dann wandte er sich gegen Hsü und sagte: "Wir werden uns alsbald bei den Gelben Quellen begegnen ( Ein klassischer Ausdruck für die Geisterwelt). Sterben ist nichts als heimkehren." Herzog Lan trat hervor, wie um ihn zu schlagen und der Henker tat sie beide schnell ab.  

Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004)

Eine fortwährende Schlacht. Tausende von Kugeln schlagen in die Mauern, Erde, Fenster u.s.w. in den Gesandschaften.

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Im Roten Meer immer noch die kahlen Berge in Sicht. Ein paar Dampfern in der Nacht begegnet, sonst warme Brise.

Sonntag, 29. Juli

Fortsetzung: Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)

Wir haben Schiffsandacht. Ocean ist unruhig. Es sind schon einige seekrank.

Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004)

Die Chinesen bauen Barrikade u. verschanzen sich stark um uns, sie machten einen Angriff auf die Engl. Franzh. u. Japanische Gesandschaft, wurden aber unter schweren Verluste zurück geschlagen. Sie wollten einen Teil der Japanische Gesandschaft in die Luft sprengen. Das Zeug ging zu früh los u. 40 bis 60 Chinesische Soldaten flogen mit in die Luft. Wir hören eine fortwährende Schlacht in BAY TANG einer französischen Mission etwa 4 Meilen von hier entfernt. Es liegen etliche franz. Marine dort auch sollen 500 christliche Chinesen dort, mit Gewehre bewaffnet sein. Der Priester soll sich vorher reichlich mit Nahrung versehen haben, ob sie aushalten ist die Frage?  


Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Im Roten Meer, nichts besonderes.

Montag, 
30. Juli

Fortsetzung: Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)

Alles wieder gesund, Seekrankheit überstanden, ich hatte nicht darunter zu leiden, nur etwas komisch zu Muthe war mir.

Fortsetzung aus: Der „Boxeraufstand“ in China – Das Tagebuch des Gottlieb Brosi.
(Hrsg. von der Stadt Backnang, Stadtarchiv, Bernhard Trefz, Fr. Stroh Verlag, 2004)

Schlagen uns immerwärend mit dem zopfigen, feigen Banden.

Heute stach der Dampfer Sardinia in See. An Bord befanden sich: das Ostasiatische Feldartillerieregiment, I. Abteilung Ostasiatisches Feldartillerieregiment, sowie eine leichte Munitions Kolonne
4 Generale bzw. Stabsoffiziere
4 Hauptleute
17 Leutnants
11 Portepeeunteroffiziere und Schreiber
484 Mannschaften
55 Fahrzeuge  

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Im Roten Meer. Heute hatten wir etwas Brise, dass wir die Bullaugen schließen mussten. Vor Hitze kaum auszuhalten. Im Wasser sieht man von Zeit zu Zeit einen schmutzigen gelben Schlickstreifen, stellenweise ist es als ob das ganze Wasser diese Färbung besitze.

Dienstag, 31. Juli

Fortsetzung: Tage-Buch über meine Erlebnisse in China.
Tagebuch des Friedrich Neubert 19. Juli 1900 – 24. November 1901 (Privatbesitz Lambert Müller)
Passieren die Küste vor Portugal.

Heute verließen die Dampfer Aachen und Straßburg Bremerhaven. An Bord der Aachen befanden sich: die Sanitätskompanie, Feldbäckerei Kolonne, sowie eine 1/2 leichte Feldhaubitz Munitionskolonne
1 General bzw. Stabsoffizier
4 Hauptleute
19 Leutnants
10 Portepeeunteroffiziere
819 Mannschaften
23 Fahrzeuge und 5 Pferde


An Bord der Straßburg befanden sich das I. Bataillon des Ostasiatischen Infanterieregiment Nr.2, darunter drei Kompanien aus Sachsen und eine aus Preußen.
1 General bzw. Stabsoffizier
4 Hauptleute
19 Leutnants
10 Portepeeunteroffiziere und Schreiber
819 Mannschaften
23 Fahrzeuge sowie Feldbahnmaterial

Fortsetzung: Reise nach China – S.M.S. Kürfürst Friedrich Wilhelm
Tagebuch des Kapellmeisters F. König 7. Juli 1900 – 9. August 1901
 
Rotes Meer. Wetter etwas abgeflaut, bewölkter Himmel. B.B. hatten wir die 12 Apostel in Sicht, die aus der Bibel bekannt sind. Um 10 ½ Uhr abends liefen wir in das Tor der Tränen Bab el Mandeb. Um 11 Uhr begegneten wir einem großen Schnelldampfer. 8 ½ musste die Hela voraus um die Position mit den Scheinwerfern zu beleuchten. Als wir an die Felsen kamen, gingen wir noch B.B. ab, weil das Land dicht an St.B. lag. Traurig ist es, das an solchen gefährlichen Stellen keine genügende Bezeichnung des Fahrwassers gibt, zumal keine Leuchtfeuer. Wo schon so viele Schiffe und Menschen umgekommen sind, auf so viele Bojen (weiße) aufmerksam gemacht liegen Schiffe die mit den Masten bei Ebbe heraus sehen. Während dem Blitze es fortwährend in östlicher Richtung.